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Wie wir ein Team aufgebaut haben: Methoden für Verbindung, Reflexion, und Zusammenarbeit

Eine solide Grundlage für eine transdisziplinäre Zusammenarbeit zu schaffen, bedeutet, Raum für Verbindungen zu schaffen; im Fall von FIRI nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Mensch und Natur. Wir haben eine Reihe von Methoden eingesetzt, um Vertrauen, gemeinsame Ziele und einen sinnvollen Austausch zu fördern. Von indigenen Gesängen und Heilkreisen bis hin zu Spaziergängen in der Natur und kritischen Gesprächen über Macht - diese Praktiken halfen uns, ein gemeinschaftliches und respektvolles Umfeld zu schaffen.


Das FIRI-Projekt setzt sich aus drei „Wissensteams“ zusammen: Das Team „Traditionelles ökologisches Wissen“ (TEK), das sich aus indigenen Fachleuten zusammensetzt, das Team „Lokales ökologisches Wissen“ (LEK), das aus Schweizer Naturschutzfachleuten besteht, und das Forschendenteam der Universität Zürich (Uni). Während des gesamten Projekts - und vor allem während unserer Workshops - haben wir verschiedene Ansätze angewandt, um die Teambildung zu unterstützen, die Reflexion zu fördern und unsere Verbindungen untereinander und mit der/den Natur(en) zu stärken. Wir haben in verschiedenen Formaten gearbeitet: Diskussionen innerhalb der Unterteams, im Plenum oder in gemischten Gruppen. Im Folgenden stellen wir fünf der zentralsten Ansätze vor.

 

Grundregeln

Bevor wir mit dem ersten Workshop begannen, einigten wir uns auf eine Reihe von Grundregeln für gegenseitigen Respekt und Verständnis. Jede*r wurde ermutigt, die Liste zu ergänzen oder zu ändern, und wir einigten uns gemeinsam auf die folgenden:


  1. Anstelle von „nein, aber“, „ja, und...“

  2. Der/die Zeitnehmer*in hält die Gruppe bei der Stange. Wir stimmen zu, den Hinweisen dieser Person zu folgen.

  3. Es ist in Ordnung, zur Klärung zu unterbrechen, jemanden zu bitten, einen Begriff zu definieren, oder jemanden zu bitten, langsamer zu sprechen oder etwas zu wiederholen. Wir wollen beim Thema/Aufgabe bleiben.

  4. Wir machen uns gegenseitig dafür verantwortlich, wie viel Raum wir in Gruppendiskussionen beanspruchen. Jede*r verdient es, gehört zu werden.

  5. Wenn wir Schwierigkeiten haben, etwas auf Englisch auszudrücken, ist es in Ordnung, auf Deutsch zu sprechen und um Hilfe beim Übersetzen zu bitten (und umgekehrt).

  6. Wir stellen unsere Telefone auf lautlos (außer bei familiären Notfällen usw.)


Die Grundregeln wurden zu Beginn des zweiten Workshops erneut besprochen und von allen ohne Änderungen oder Ergänzungen akzeptiert.


Präsenz

Unser Ziel war es, jeden Workshoptag und jede kleinere Veranstaltung mit einer Präsenzübung zu beginnen, um jede Zusammenkunft mit Absicht zu eröffnen. Wir beschlossen, mit Begrüßungsliedern zu beginnen, die von unseren indigenen Teilnehmern großzügig vorgetragen wurden. Jedes Lied hatte eine bestimmte kulturelle Bedeutung und vermittelte eine Geschichte, die von unseren indigenen Partnern vor Beginn des Liedes erklärt wurde. Wir schlossen auch jeden Tag mit einem Lied ab und beendeten beide Workshop-Sitzungen mit Heilkreisen, die von den indigenen Teilnehmern geleitet wurden. Diese Methode ermöglichte einen klaren Anfang und ein klares Ende unserer gemeinsamen Sitzungen und gab den indigenen Stipendiaten die Möglichkeit, Aspekte ihres kulturellen Erbes durch Geschichten, Trommeln und Gesang zu vermitteln.

 

Methoden der Teamentwicklung

Bevor wir uns persönlich zum ersten Workshop trafen, hielten wir einige virtuelle Treffen ab, bei denen den Teilnehmenden einige Fragen gestellt wurden, um sich auf einer persönlichen Ebene kennen zu lernen und so eine Grundlage für Vertrauen und Verständnis zu schaffen. Diese Treffen beinhalteten auch kleinere Sitzungen in Breakout-Räumen, in denen sich die einzelnen Teammitglieder austauschen konnten. Während des ersten Workshops wurden verschiedene Methoden angewandt, um die Teammitglieder zu ermutigen, mehr übereinander zu erfahren. Zum Beispiel wurden alle gebeten, ein so genanntes „Handbuch über mich“ auszufüllen und Fragen zu der persönlichen und sozialen Funktionsweise zu beantworten. Anschließend führten wir ein „Speed-Dating“ durch, bei dem die Mitglieder in Paaren ihre Antworten auf die Fragen des Handbuchs besprachen.


Diese Übungen sollten den Teilnehmenden bei Bedarf eine Struktur für ihre Gespräche geben. Die Gespräche konnten jedoch oft voneinander abweichen und eine Vielzahl von Themen und gemeinsamen Interessen abdecken. Das Hauptziel bestand darin, die Teilnehmende zu ermutigen, sich im Team wohl und einbezogen zu fühlen und durch persönliche Kontakte gegenseitigen Respekt, Vertrauen und Zusammenhalt im Team zu fördern. Bestimmte Diskussionspunkte wurden in den Unterteams (TEK, LEK, Uni) getrennt besprochen. Dieser Ansatz wurde besonders von den Mitgliedern des LEK-Teams geschätzt, da er ihnen die Möglichkeit gab, Erfahrungen zu vergleichen.


Gemeinsame Naturerfahrungen

Ein wichtiger Aspekt unserer Workshops war die Möglichkeit, gemeinsame Erfahrungen in der Natur zu machen. Aufgrund der Natur der Themen, die wir diskutierten und die sich mit der Verbindung zwischen Mensch und Natur befassten, war es wichtig, Räume zu betreten, in denen wir diese Verbindung spüren konnten. Mehrere Workshop-Teilnehmende erkannten, wie effektiv es ist, das Büro zu verlassen und nach draußen zu gehen. Ermöglicht wurden diese Erfahrungen durch unsere Projektpartner*innen im Wildnispark Zürich, die uns während des ersten Workshops im Sihlwald und während des zweiten Workshops im Langenberg beherbergten. Darüber hinaus hat uns eine unserer Projektpartnerinnen in einem gemeinschaftlich geführten Naturschutzgebiet in Zürich beherbergt, dem sie selbst angehört. Hier konnten wir mehr über den Verein und die verschiedenen Arten erfahren, die auf den gemeinsamen Feldern gehalten werden, und den angrenzenden Stadtwald erkunden. Diese Orte ermöglichten es den Teammitgliedern, Erfahrungen auszutauschen, und dienten als Kulisse für andere Methoden, darunter Teambuilding und geführte Gespräche. Eine teilnehmende Person erläuterte die Bedeutung gemeinsamer Erlebnisse in der Natur:


"Zum Beispiel, dass wir im Wald waren und auch im Wald Ideen ausgetauscht haben. Das schafft eine Situation, wenn man also nach draußen geht oder an einem schönen Ort ist, schafft das eine Situation, die es leichter macht, Wissen auszutauschen."

 

Walk and Talk

Die Walk and Talk-Methode ermöglichte es uns, in kleinen Gruppen oder unter vier Augen zu diskutieren, während wir uns während der Workshops mit unserer natürlichen Umgebung beschäftigten. Die Teilnehmende erhielten ein oder zwei Fragen und eine Karte mit möglichen Routen, die sie gemeinsam gehen konnten. Die Fragen bezogen sich auf die Workshop-Themen und regten die Teammitglieder dazu an, gemeinsam über bestimmte Themen nachzudenken. Diese Methode förderte individuelle Verbindungen, und die Paare wurden an bestimmten Treffpunkten auf den Karten neu organisiert.


Kontinuierliche Reflexion und (Re-)Integration des gemeinsam geschaffenen Wissens

Die für die Koordination verantwortlichen Teammitglieder entwickelten gemeinsam Interviewleitfäden und Fragebögen, um die Teilnehmende zu ermutigen, über ihre Erwartungen und Lernprozesse zu reflektieren. Alle Teilnehmende wurden gebeten, vor dem Workshop Fragebögen auszufüllen, während der Dauer der Workshops täglich Reflexionsbögen auszufüllen und am Ende eines jeden Workshoptages eine Gruppenreflexion durchzuführen. Darüber hinaus führte das Uni-Team am Ende der Workshops 1 und 2 halbstrukturierte Interviews durch. Die Reflexionen und Interviews aus dem ersten Workshop wurden analysiert, und die Ergebnisse flossen in die Planung des zweiten Workshops ein. So wurden beispielsweise bestimmte Themen, die noch unklar waren, erneut aufgegriffen und der Schwerpunkt stärker auf Methoden gelegt, die von den Teilnehmenden als ansprechender und aufschlussreicher empfunden wurden.


Wir baten die Teilnehmende, über die Rollen der verschiedenen Wissensteams während des Projekts nachzudenken. Wir waren uns einig, dass jedes Team auf seine Weise zum Projekt beigetragen hat. Die Teilnehmenden schätzten die Beiträge des TEK-Teams durch das Erzählen von Geschichten und Gesang, das Wissen der Vorfahren und das Denken in 7 Generationen sowie die Zentrierung von Respekt als Protokoll. Zu den Beiträgen des LEK-Teams gehörten konkrete Fallstudien, die mit Outdoor-Erfahrungen verknüpft werden konnten, und die Einbeziehung lokaler Schweizer Perspektiven. Das Uni-Team trug zur Organisation und Struktur des Projekts sowie zum konzeptionellen und theoretischen Rahmen bei, wobei die Teilnehmende feststellten, dass alle drei Wissensperspektiven vertreten waren und sich gegenseitig ergänzten. Siehe beispielsweise das folgende Zitat eines Workshop-Teilnehmers:


"Ich denke, dass es wichtig ist, verschiedene Wissensperspektiven zu nutzen und sie gleichberechtigt nebeneinander zu stellen. Zu oft haben unsere wissenschaftlichen Gemeinschaften Vorrang, besonders in der westlichen Welt. Ja. Es gibt so viele verschiedene Arten von Wissen, und wir berauben uns selbst des Nutzens dieser Art von Wissenssystemen, wenn wir sie zum Vorteil der anderen ausschließen."


Im Hinblick auf die Ergebnisse des Workshops erklärten einige Teilnehmende, dass sie sich durch die im Rahmen des Projekts geschaffenen Verbindungen motiviert fühlten und dass das Projekt sie ermutigte, mit einer positiveren Einstellung in die Zukunft zu blicken. Darüber hinaus erwiesen sich die Lernumgebungen im Freien als sehr geschätzt und hilfreich für den Wissensaustausch und die Förderung des Lernens. Die Teilnehmende betonten die Bedeutung von Erfahrungen im Freien, und die Einbindung einer Vielzahl solcher Momente trug zum Erfolg des Projekts bei.

 
 
 

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Kontakt

Dr. Sierra Deutsch

Geographies of Socio-Ecologies and Just Transformations (EcoJuST)

Space, Nature and Society

Universität Zürich
Geographisches Institut

Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich, Schweiz

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